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Über endlose Erwartungen

3. Teil –Wie gelingt ein gelassener Umgang mit Erwartungen?

Erwartungen gehören zum Leben wie Träume, Wünsche und Vorstellungen. Sie sind so selbstverständlich wie normal und meistens unbewusst. Die Schwierigkeit liegt darin, sich ihrer bewusst zu werden. Wie kann das gelingen? Indem wir:

  • unseren Ärger, unsere Unzufriedenheit, unsere Frustrationen und Enttäuschungen wahrnehmen, ernstnehmen und annehmen
  • unsere Gefühle nicht automatisch auf unser Gegenüber projizieren, sondern uns fragen, was hat das mit uns zu tun.

Denn meist verbergen sich hinter diesen Gefühlen unausgesprochene Erwartungen und hinter den Erwartungen liegen unerfüllte Bedürfnisse bzw. Wünsche.   

Bewusstheit ist die wichtigste Voraussetzung für einen gelassenen Umgang. Erst dann sind weitere Schritte möglich wie beispielsweise:

  1. Erwartungen in Wünsche zu verwandeln und darüber zu reden. Auf diese Weise hat das Gegenüber die freie Wahl, ob es diesen Wunsch erfüllen möchte oder nicht. Es muss nicht, kann aber. Freiwilligkeit zählt.
  2. die Bereitschaft, Verantwortung für seine eigenen Bedürfnisse zu übernehmen. Wer sagt, ich bekomme in einer Beziehung nicht, was ich will, gibt sich in dieser Beziehung selbst nicht, was er erwartet, z. B. Anerkennung.
  3. seine Erwartungen an die eigene Person hinterfragen. Meist verbergen sich dahinter negative Glaubenssätze aus der Kindheit, die sich z. B. in Perfektion, Selbstoptimierung und Leistungsanspruch ausdrücken. Eine Vielzahl an Methoden können uns unterstützen, sie aufzulösen wie etwa Arbeit mit dem inneren Kind, Körperarbeit, bestimmte Fragetechniken.
  4. sich im Klaren darüber sein, dass Erwartungen an das Leben und an seine Mitmenschen loszulassen, ein lebenslanger Lernprozess ist. Statt immer nur zu erwarten, statt zu viel von sich selbst zu erwarten, gilt es, Schritt für Schritt eine innere Haltung der Akzeptanz und einen wohlwollenden Blick auf sich selbst zu entwickeln. Auf dem Weg des Loslassens von Erwartungen ist es jeder einzelne Schritt wert, gefeiert zu werden.

Erwartungen sind Hindernisse auf dem Weg in ein zufriedenes Leben. Sie verursachen Konflikte und Enttäuschungen und hindern uns auch daran, Dinge auf uns zukommen und sie geschehen zu lassen. Unsere Erwartungshaltung nimmt uns die Chance, das Unerwartete willkommen zu heißen und Dankbarkeit zu entwickeln für das, was ist. Wer zufriedener leben möchte, kann lernen mit Erwartungen anders umzugehen. Das Wichtigste ist, sie zu kennen und sie auszusprechen, vor uns selbst und vor anderen. Wir haben dann die Wahl, ob wir uns mit ihnen im Vorhinein auseinandersetzen wollen anstatt im Nachhinein zu klagen, was alles nicht funktioniert hat – das dürfte schon allein für Entspannung sorgen–  oder ob wir sie lieber längerfristig herunterfahren, um unsere Beziehungen nicht mit endlosen Erwartungen zu gefährden.

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